Das Wohlbefinden von Sozialunternehmer*innen ist ein entscheidender Faktor

Category Well-being

Sozialen Unternehmer*innen liegt das Wohlergehen anderer am Herzen. Aber geht dies auf Kosten, dass sie ihr eigenes riskieren? 


Burn-out unter Sozialunternehmer*innen ist ein echtes Problem. Der akademische Partner von Social Impact Award (SIA) – die Wirtschaftsuniversität Wien und ihr Social Entrepreneurship Center – führte eine Umfrage unter SIA Alumni durch, die auch das persönliche Wohlbefinden betrachtete. Die Ergebnisse zeigen, dass Sozialunternehmer*innen herausgefordert sind: Mehr als 40 % waren einem gewissen Grad von Burnout ausgesetzt. 5 % könnten ein schweres Burnout erlebt haben.


Wir haben Peter Vandor, den Forschungspartner und Gründer des Social Impact Award, gebeten, die neuesten Erkenntnisse zum Wohlbefinden innerhalb der SIA-Community zu teilen.


Wie wird das Wohlbefinden von jungen Unternehmer*innen wahrgenommen? Warum ist es ein entscheidender Faktor für Gründer*innen und Sozialunternehmer*innen?

Am Anfang müssen die Gründer*innen alles in der Organisation machen. Angesichts der unzähligen Aufgaben ist ihre Leidenschaft und Energie die einzige Antriebskraft. Wenn es ihnen nicht gut geht und sie beschließen, aufzuhören, gibt es kein Unternehmen und keine Wirkung.


Erzähle uns von SIA’s Studien zum Wohlbefinden. Was hat dich dazu veranlasst, diese Berechnungen anzustellen?

Immer mehr Sozialunternehmer*innen in meinem persönlichen Umfeld litten unter chronischem Stress und in einigen Fällen unter Burnout. Ich wollte verstehen, was da los ist und was wir tun können. Außerdem befindet sich SIA in einer besonderen Position, wenn es um das Wohlbefinden von Gründer*innen geht. Wir sind gut gerüstet, um Gründer*innen die besten Werkzeuge und Denkweisen an die Hand zu geben, um einem Burnout vorzubeugen und eine nachhaltig positive Wirkung zu erzielen. Aber als Programm stellen wir auch sehr hohe Anforderungen. Wir könnten Gefahr laufen, Teil des Problems zu werden, wenn wir den Druck erhöhen.

Was sind die wichtigsten Erkenntnisse?


Unsere Daten aus zwei SIA-Umfragen unter aktuellen und ehemaligen Unternehmer*innen seit 2018 bestätigen das Problem. Die Mehrheit der Sozialunternehmer*innen hat dauerhafte Stressphasen erlebt. Bei 20 % manifestierte sich dies in anhaltenden körperlichen Symptomen wie Schlafstörungen und Angstzuständen, in einigen wenigen Fällen sogar in einem klinischen Burnout. Dies ist alarmierend, auch wenn ähnliche Raten in anderen Berufen und sogar ein höheres Burnout-Risiko in medizinischen und Pflegeberufen üblich sind.


Vieles davon ist auf die hohen Anforderungen der unternehmerischen Arbeit zurückzuführen. In einigen Fällen scheint jedoch die Schwere des sozialen Problems, an dem unsere Alumni arbeiten, den Druck zu verstärken. Ein Befragter erklärte: "...Menschen warten auf Ihre Produkte, die Leben retten könnten, und Sie tun nichts. Das geht einem ständig durch den Kopf, die Angst, dass morgen jemand sterben könnte, weil man eine Pause gemacht hat."


SIA kann etwas bewirken. Einige unserer Interventionen, insbesondere das 1-on-1 Coaching zu Teamthemen, wiesen eine starke positive Korrelation mit dem Wohlbefinden auf. Die Daten legen nahe, dass wir unsere Gründer*innen auf dieser Ebene wirksam unterstützen können.


Warum treibt SIA dieses Thema voran? Was wird als Nächstes passieren?

Das Trommeln für soziales Unternehmertum ist mit einer gewissen Verantwortung verbunden. Wenn wir jedes Jahr Tausende von Jugendlichen auf diese Reise schicken, schulden wir ihnen ein realistisches Bild von den Herausforderungen und den besten Werkzeugen, um sie zu bewältigen. Leider konzentrieren sich zu viele Programme nur auf die rosigen Seiten des Unternehmertums und wecken unrealistische Erwartungen.


Wir werden weiterhin verschiedene Maßnahmen testen und evaluieren, um zu sehen, was hilft. Gemeinsam mit meiner Universität und Impact Hub Global habe ich mit weiteren Untersuchungen begonnen, um die Ursachen dieses Phänomens besser zu verstehen.

Deine persönliche Faustregel zur Förderung des Wohlbefindens?

Bewältigungsmechanismen wie Sport, professionelle Hilfe oder die Aufrechterhaltung sozialer Support-Kreise (z. B. Treffen mit Freundinnen und Freunden) sind für mich von großer Bedeutung. 
Aber die Verantwortung sollte nicht hauptsächlich den Sozialunternehmer*innen aufgebürdet werden. Sie ist systemisch. Wir müssen dafür sorgen, dass es eine angemessene Ausbildung, Finanzierung, rechtliche und steuerliche Strukturen sowie Anerkennung für diese Arbeit gibt. Unternehmertum ist stressig genug. Sozialunternehmer*innen sollten keine zusätzlichen Hindernisse überwinden müssen, wenn sie versuchen, soziale Probleme zu lösen. Die Antwort liegt nicht in Yogakursen, wir brauchen solide institutionelle Rahmenbedingungen.

Das Potenzial der Jugend steigern, Veränderungen herbeizuführen